Nikotinabhängigkeit: Körperliche & psychische Sucht überwinden!​

Nikotin abhängig: Genuss der süchtigt macht..

Tabak- Nikotinabhängigkeit ist in Deutschland ein großes Problem. Glaubt man aktuellen Studien zu diesem Thema, rauchen jeder dritte Mann und jede vierte Frau täglich oder gelegentlich. Ein Raucher konsumiert dabei durchschnittlich 14 Zigaretten täglich. Über 13% der Raucher in Deutschland gelten als stark abhängig, da sie mehr als eine Schachtel am Tag rauchen. Das Durchschnittsalter bei der ersten Zigarette liegt bei 15 Jahren. In der Altersgruppe 25 bis 39 Jahren findet man die meisten Raucher.

Doch was ist Tabak- bzw. Nikotinabhängigkeit eigentlich genau? Diese Frage soll im Nachfolgenden beantwortet werden.

Warum macht Nikotin süchtig?

Bei einer allgemeinen Abhängigkeit, meldet der Körper, dass ihm eine Substanz fehlt. So ist das auch mit dem Nikotin bei einer Nikotinabhängigkeit.

Mehr dazu findest du hier: Nikotin im Körper: Was ist Nikotin?

Nikotin: Körperliche Nikotinabhängigkeit

Die körperliche Abhängigkeit bezeichnet die physischen Entzugserscheinungen, wenn dem Körper Nikotin fehlt.

Entzugserscheinungen bei einer körperlichen Abhängigkeit

  • Reizbarkeit, Nervosität oder Aggressivität
  • Depressive Stimmung
  • Angstzustände und Schlafstörungen
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Verlangsamter Puls
  • Unruhe oder allgemeine Besorgnis
  • Gesteigerter Appetit und damit verbundene mögliche Gewichtszunahme
  • Starkes Rauchverlangen

Körperliche Nikotinabhängigkeit: Dauer & Symptome

Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die körperlichen Entzugserscheinungen von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen können. Damit ist es schwer vorhersehbar, wie sich die Entzugserscheinungen äußern.

Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht für alle, die mit dem Rauchen aufhören möchten: Auch die stärksten körperlichen Erscheinungen hören bereits nach wenigen Wochen auf. In der Regel ist die körperliche Abhängigkeit bereits nach 1-2 Wochen überstanden. Den Höhepunkt der Entzugserscheinungen ist meist innerhalb der ersten 3 Tage, anschließend ist das Schlimmste überstanden.

Sogenannte Nikotinersatzpräparate wie zum Beispiel Nikotinpflaster oder -kaugummis können dabei helfen den Nikotingehalt im Körper Stück für Stück zu reduzieren um so seine Sucht zu besiegen.

Mehr dazu in diesem Beitrag: Nikotinentwöhnung: Rauchen aufhören mit Nikotinpflaster, -kaugummis & Co.

Psychische Nikotinabhängigkeit von Nikotin

Die psychische Abhängigkeit macht sich vor allem durch ein übermächtiges inneres Verlangen nach Zigaretten bzw. dem darin enthaltenen Nikotin bemerkbar. Dieses Verlangen wird auch als sog. Craving bezeichnet.

Bei Personen die psychisch abhängig von Nikotin sind, wird das Verlangen nach einer Zigarette von gewissen Reizen ausgelöst. Das Rauchverlangen kann dabei zum Beispiel durch Ereignisse, Situationen, körperliche Befindlichkeiten oder die allgemeine Stimmung ausgelöst werden. Das warten auf den Bus beispielsweise kann als Situation zum Signal geworden sein, um eine zu rauchen. Dabei läuft die rauchende Person Gefahr unbewusst zur Zigarette zu greifen, also sich eine anzuzünden und sich anschließend zu wundern, wo denn die brennende Zigarette herkommt.

Außerdem sind für psychisch abhängige Raucher die vermeintlich angenehmen Folgen des Rauchens wichtig. Dass es sich dabei nur um kurzfristige Begleiterscheinungen handelt und dass die möglichen langfristigen Folgen sehr negativ sind, wird meist ignoriert.

Damit geht auch die gedankliche Erwartungshaltung eines Rauchers einher, die auf eine psychische Abhängigkeit schließen lässt. „Wenn ich jetzt rauche, geht es mir besser.“ Auch das ist ein Merkmal einer Abhängigkeit.

Raucher mit Zigarette

Nikotinabhängigkeit: Allgemeine Anzeichen

Es gibt unterschiedliche Signale, die auf eine Nikotinanhängigkeit hinweisen.

Neben dem starken Verlangen nach einer Zigarette oder auch einem damit verbundenen allgemeinen Unwohlsein, wenn man länger nicht geraucht hat, ist auch ein schlechtes Gewissen beim Rauchen, also dass man lieber aufhören sollte ein Zeichen für eine Sucht.

Außerdem haben betroffene Personen das Bedürfnis „vor- bzw. nachzurauchen“, wenn sie länger nicht rauchen können. Viele Raucher entwickeln auch einen Zwang, sofort eine neue Schachtel Zigaretten zu kaufen, wenn sich die Alte dem Ende neigt. Dies ist dann vor allem mit einem Unwohlsein verbunden, wenn keine Zigaretten im Haus sind.

Weitere Anzeichen einer Nikotinsucht sind. dass mögliche Versuche aufzuhören gescheitert sind und dass die allgemeinen Nachteile sowie die bekannte schädliche Wirkung des Rauchens auf die Gesundheit in Kauf genommen werden. Dies geht meist soweit, dass auch bei einer körperlichen Beeinträchtigung (z.B. bei Krankheit oder Atemproblemen) trotzdem weitergeraucht wird.

Nikotinabhängigkeit: Die Stufen eines Rauchers

Der typische Raucher durchlebt allgemein vier Stufen.

1. Die Phase der Aneignung

Die meisten Raucher beginnen im Jugendalter, meist mit 14 oder 15. Die Gefahr in dieser Zeit liegt vor allem darin, dass junge Raucher die langzeitlichen Negativfolgen für die Gesundheit nicht ausreichend ernst nehmen und unbedingt „dazugehören“ wollen. Dabei ist es einfacher eine Sucht nach Alkohol oder Nikotin im Voraus zu verhindern, als nach vielen Jahren zu versuchen davon wegzukommen.

2. Die Phase des regelmäßigen Konsums

Die zweite Phase charakterisiert sich dadurch, dass der Raucher das Rauchen genießt und mehr den vermeintlich positiven Nutzen der Zigarette sieht, als er sich den negativen Langzeitfolgen bewusst ist. Personen dieser Stufe haben dabei nicht das Bedürfnis aufzuhören.

3. Die Phase des Wunsches aufzuhören

Sobald sich der Raucher mehr den negativen Langzweitfolgen widmet, verschwindet meist der Genuss der positiven kurzzeitigen Folgen, wenn vielleicht auch nicht immer vollständig. Sobald der Raucher genug Gründe und Argumente gefunden hat, um mit dem Rauchen aufzuhören, folgt die erste Aktivität bzw. der erste Versuch aufzuhören.

4. Die Phase der Rückfallprävention

In der Stufe der Rückfallprävention geht es anschließend darum, das Vorhaben des Rauchstopps durchzuziehen. 80% der Raucher schaffen es dabei einen Tag nicht zu rauchen. In den ersten 14 Tagen werden statistisch 20-30% der Raucher rückfällig. Das ist nebenbei auch der härteste Zeitraum für den Raucher. Fast genauso hart für den Raucher, ist es in den ersten 3 Monaten. In dieser Zeit werden weitere 30% rückfällig. Von einem endgültigem Rauchstopp kann man sprechen, wenn ein ganzes Jahr keine Zigarette geraucht wurde.

Befindest du dich in Phase 3? Dann lies das!

Wenn du der Meinung bist, dass du bereits in der Stufe des Wunsches aufzuhören bist, hast du sicher schon genug Argumente gefunden, um mit dem Rauchen aufzuhören.

Herzlichen Glückwunsch! Jetzt geht es darum die Vorbereitungen zu treffen, um deinen Rauchstopp erfolgreich durchzuziehen.

Bei einem Rauchstopp ist es unbedingt notwendig, seine Gewohnheiten als Raucher zu kennen.

Stelle dir dazu folgende Fragen:

  • Warum rauchst du?
  • Wann rauchst du? (Zu welcher Tageszeit? In welchen Situationen?)
  • Welche Gewohnheiten hast du?
  • Was bewirkt das Verlangen nach einer Zigarette in dir?
  • Welche Zigarette am Tag könntest du am leichtesten, welche am schwersten aufgeben?

Außerdem solltest du dir auch bewusst werden, wie du die Zeit mit starkem Rauchverhalten überbrücken willst, bis du es schaffst, ein Leben ohne Zigaretten zu führen.

Diese Zusätze haben meist eine von drei Aufgaben:

  • Konservierungsstoff
  • Feuchtigkeitsmittel
  • Raucherfahrung verbessern

Der bekannteste Zusatz ist wohl das Menthol. Es sind aber auch natürliche Stoffe wie Kakao, Milchsäure oder Lakritze in Zigaretten zu finden. Kakao hat grundsätzlich die gute Eigenschaft, dass Atemwege erweitert werden. In Kombination mit Zigaretten bedeutet das aber, dass durch die gedehnten Luftwege, der Zigarettenrauch tiefer eingeatmet werden kann, was die Lunge nachweislich stärker schädigt.

Bei der Verbesserung des Raucherlebnisses werden meist Zuckerarten beigemischt. Diese gilt als häufigster Zusatz, da durch das Ausnutzen eines bio-chemischen Vorgangs im Gehirn, das Raucherlebnis insgesamt intensiver gemacht werden soll. Diese Vermutung konnte jedoch noch nicht nachgewiesen werden. Stattdessen ist bekannt, dass beim Verbrennen von Zucker Aldehyde entstehen, welche die menschlichen Schleimhäute angreifen.

Dabei helfen dir folgende Fragen:

  • Wie bewältige ich meinen Tag ohne zu rauchen?
  • Wie kann ich mich ablenken, wenn ich rauchen möchte?
  • In welchen Situationen kann ich mir welche Alternative zum Rauchen suchen?
  • Mit welcher Technik kann ich Stress bewältigen, wenn ich nicht rauchen darf?
  • Wer kann mich bei meinem Vorhaben unterstützen? (Familie, enge Freunde?)
  • Wer hindert mich eventuell daran? (Beispiel: Dein Partner raucht zu Hause)

Zigarette qualmt

Wie man eine Nikotinabhängigkeit messen kann

Grundsätzlich kann bei einer Abhängigkeit zu erst einmal nur in „abhängig“ bzw. „nicht abhängig“ unterschieden werden. Als abhängig gelten dabei Personen, die das Rauchen als so starkes Verlangen empfinden, dass andere Bedürfnisse (wie z.B. das Aufhörend des Rauchens) verdrängt werden. Zigaretten zu konsumieren, obwohl sie für die Gesundheit schädlich sind, ist noch nicht ausreichend, um abhängig zu sein.

Wichtig: Dem Abhängigen kann erst geholfen werden, wenn er selbst erkennt, dass er abhängig ist.

Tabakabhängigkeit: Zwei Klassifikationen

Um Nikotinabhängigkeit klassifizieren zu können gibt es mehrere Ansätze. Beispielhaft soll im nachfolgenden Text das Klassifikationssystem ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, WHO) und DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association) vorgestellt werden.

In beiden Systemen wird Rauchen in einer Abhängigkeit nach Nikotin bzw. Tabak als Krankheit anerkannt.

Klassifikation nach ICD-10

Bei ICD-10 wird eine Abhängigkeit diagnostiziert, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien mindestens einen Monat lang gleichzeitig auftreten:

  • Starkes Verlangen bzw. innerer Zwang, Tabak zu konsumieren
  • Verminderte Kontrolle über Tabakgebrauch oder erfolgloser Versuch und anhaltender Wunsch zu rauchen
  • Körperliche Entzugserscheinungen beim Versuch aufzuhören
  • Toleranzentwicklung gegenüber dem Nikotin
  • Vernachlässigung von Interessen wegen des Tabakkonsums,
  • Anhaltender Gebrauch trotz Bewusstsein über schädliche Folgen

Nikotinentzug wird bei ICD-10 diagnostiziert, wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt werden:

  • Starkes Verlangen zu Rauchen (Craving)
  • Krankheitsgefühl/Schwäche
  • Angstzustände
  • Depressive Stimmung
  • Reizbarkeit/Ruhelosigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Appetitsteigerung
  • Husten
  • Trockene Mundschleimhaut
  • Konzentrationsverlust

Klassifikation nach DSM-IV

Um bei DSM-IV die Diagnose „abhängig“ zu erhaöten müssen mindestens drei der folgenden Kriterien für einen Zeitraum von 12 Monaten zutreffen:

  • Entwicklung einer Toleranz gegenüber Nikotin
  • Es wird geraucht, um Entzugssymptome zu vermeiden
  • Es wird mehr oder länger geraucht als eigentlich beabsichtigt
  • Versuch das Rauchen aufzuhören oder zu kontrollieren scheitert
  • Es wird viel Zeit damit verbracht Zigaretten zu kaufen und/oder zu rauchen
  • Das Rauchen führt zur Einschränkung anderer Aktivitäten
  • Es wird geraucht, obwohl man sich der gesundheitlichen Risiken bewusst ist

Nikotinentzug wird bei DSM-IV diagnostiziert, wenn folgende vier Kriterien erfüllt sind:

1. Die betroffene Person hat über mehrere Monate geraucht

2. Bei einem sofortigen Rauchstopp treten innerhalb 24h mindestens vier der folgenden Symptome auf:

  • Depressive Stimmung
  • Schlaflosigkeit Ablenkbarkeit
  • Angstzustände
  • Ärger
  • Konzentrationsschwäche
  • Innere Unruhe
  • Verminderte Herzfrequenz
  • Gesteigerter Appetit und eventuell Gewichtszunahme

3. Es wurde medizinisch festgestellt, dass das Rauchen die Gesundheit der betroffenen Person negativ beeinträchtigt

4. Das Rauchverlangen ist nicht durch eine andere Krankheit oder Störung erklärbar

Der Nutzen dieser Klassifikationssysteme

Beide Klassifikationssysteme sollen dir einen groben Anhaltspunkt geben ob du nikotinabhängig bist bzw. in welchem Maße. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit um die Nikotinabhängigkeit besser zu messen. Die Rede ist dabei von sogenannten Fragerström-Test.

Nikotinabhängigkeit messen: Der Fagerström-Test

Beim sogenannten Fragerström-Test handelt es sich um ein Verfahren, die Stärke der Abhängigkeit eines Rauchers zu bestimmen. Dabei wird ein Fragebogen ausgefüllt, welcher anschließend ausgewertet wird. Das Ergebnis gibt dann Aufschluss darüber wie abhängig die betroffene Person ist.

Einen solchen Test kannst du hier machen: Rauchstopp-info.de: Fragerström-Test

Aschenbecher mit Zigarettenstummel

Diagnose Abhängigkeit: Folgen einer Tabaksucht

Natürlich muss beim Thema Nikotinabhängigkeit auch über die negativen Folgen für die Gesundheit gesprochen werden. Auch wenn kein Raucher gerne über dieses Thema spricht. Statistisch gesehen stirbt jeder vierte Raucher an den Folgen seiner Abhängigkeit. Durchschnittlich verringert sich das Leben eines Rauchers um ca. 10 Jahre. Insgesamt sterben allein in Deutschland jährlich mehr als 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.

Folgende Krankheiten können negative Auswirkungen des Rauchens sein:

  • Arteriosklerose (Arterienverkalkung)
  • Durchblutungsstörungen
  • Thrombose (Blutgerinnsel)
  • Herzinfarkt
  • Raucherbein
  • Innere Potenzstörungen
  • Chronische und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD)
  • Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)

Was viele Raucher nicht wissen ist, dass das Nikotin nicht direkt für die gesundheitlichen Schäden verantwortlich ist. Tabakrauch enthält viele andere giftige und krebserregende Stoffe. Das Rauchen ist Hauptrisikofaktor für Lungen- und Blasenkrebs.

Der gesamte Körper leidet unter der Nikotinsucht

Folgende Organe sind von den Auswirkungen des Rauches betroffen:

  • Augen: Grauer Star (Linsentrübung)
  • Mund und Kehlkopf: Parodontitis (bakterielle Zahnerkrankung), Mundgeruch, Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs
  • Atemwege: Bronchitis (Entzündung der Schleimhäute), Asthma, COPD, Lungenkrebs
  • Herz und Kreislauf: Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), Herzinfarkt, Schlaganfall, Raucherbein
  • Magen und Speiseröhre: Krebs
  • Stoffwechsel: Diabetes
  • Bauchspeicheldrüse: Krebs
  • Blase und Nieren: Krebs
  • Geschlechtsorgane: Impotenz (Männer); Unfruchtbarkeit, Früh-/Fehl-/Totgeburten, Brust-/Gebärmutterhalskrebs (Frauen)
  • Knochen: Osteoporose
  • Haut: Vorzeitige Hautalterung

Abhängigkeit bekämpfen mit Nikotinentwöhnung

Eine Nikotinabhängigkeit kann man am besten mit einer Nikotinentwöhnung bekämpfen. Mehr dazu findest du in diesem Beitrag: Nichtraucher werden mit Nikotinersatzprodukten

Quellen:

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