Nikotin im Körper: Was ist Nikotin? Wirkung, Überdosis, Nebenwirkungen
Nikotin: Die dumme Idee Pflanzengift zu rauchen
Wer Zigaretten raucht, nimmt das darin enthaltene Pflanzengift Nikotin auf. Genauer gesagt ist es das starke Gift der Tabakpflanze, die Kolumbus 1492 aus Amerika nach Europa brachte. Heutzutage wird Nikotin, aufgrund seiner toxischen Stärke, auch als Pflanzenschutzmittel beispielsweise gegen Blattläuse eingesetzt.
Wer wissen möchte, wieso Menschen trotzdem auf die Idee gekommen sind, Tabakpflanzen mit ihrem starken Gift Nikotin zu rauchen, wie es zur Nikotinabhängigkeit kommt und vor allem wie eine effektive Nikotinentwöhnung funktioniert, sollte nun aufmerksam den nachfolgenden Text lesen.
Was ist Nikotin? – Eine Erklärung
Viele Raucher stellen sich irgendwann die Frage: Was ist Nikotin?. Wie bereits geklärt, handelt es sich bei Nikotin um ein Nervengift, welches in den Wurzeln der Tabakpflanze produziert wird. Ursprüngliche Funktion dort war, Fressfeinde, wie Insekten abzuwehren. Menschen nehmen beim Rauchen einer Zigarette also tödliches Insektenschutzmittel in ihren Körper auf.
Nikotin Überdosis: Wann ist Nikotin tödlich?
Bei einer zu hohen Dosis dieser giftigen Substanz, kommt es zu Vergiftungserscheinungen im Körper. Besonders bei Kindern besteht dabei sogar Lebensgefahr, wenn diese versehentlich eine Zigarette (oder auch ein nikotinhaltiges Liquid der E-Zigarette) verschlucken.
Die tödliche Dosis liegt bei einem erwachsenen Menschen bei 6,5 bis 13mg pro kg Körpergewicht. Ein Blatt der Tabakpflanze sind ca. 12 bis 20mg Nikotin enthalten. Es gibt einen Grenzwert für den Nikotingehalt von Rauch bei Zigaretten in Europa, welcher bei 1mg Nikotin liegt. Ein Kettenraucher nimmt täglich übrigens 20 bis 40mg Nikotin auf.
Erinnerst du dich, wie deine erste Zigarette war?
Wenn man einen Raucher nach seinem Befinden bei seiner ersten Zigarette fragt, bekommt man eigentlich immer die gleiche Antwort: „Das war gar nicht gut, hat überhaupt nicht geschmeckt, ich musste husten und die war echt eklig.“ So oder so ähnlich fallen meist die Antworten auf diese Frage aus. Ein klares Zeichen des Körpers, dass etwas gegen dieses Nervengift hat. Und das vollkommen zurecht, wenn man bedenkt, dass es sich dabei auch um ein Insektenvernichtungsmittel handelt.
Trotzdem ignorieren viele diese Botschaft des Körpers und machen solange mit dem Rauchen weiter, bis sie abhängig sind. Das Nikotin spielt dabei auch eine wichtige Rolle im Körper und vor allem im Gehirn.
Jetzt frage ich dich: Weißt du, warum du genau rauchst und warum du von dieser eigentlich so schlechten und für den Körper unverträglichen Substanz abhängig bist? Antworten gibt’s im nächsten Abschnitt.
Wie wirkt Nikotin: Was macht Nikotin im Körper?
Hast du dich schon mal gefragt, was Nikotin im Körper bewirkt? Hier ist die Antwort: Beim Rauchen gelangt das Nikotin in den Blutkreislauf und wird so in’s Gehirn transportiert. Dieser Vorgang dauert nur ca. 7 bis 10 Sekunden.
Der Zusammenhang von Nikotin und Dopamin
Das Nikotin ist einer der wenigen Stoffe, die es schafft, das Gehirn zu überwinden. Die sogenannte Blut-Hirnschranke ist eigentlich dazu da, um das Gehirn vor einer Vergiftung (z.B. durch Nikotin) zu schützen. Das Nikotin dockt innerhalb kurzer Zeit an den sogenannten Achethycholin-Rezeptoren an und fördert die Ausschüttung von glücksfördernden Hormonen (z.B. Dopamin) sowie anderen Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Endorphine. Durch diesen Angriff auf die Funktionsweise einiger Nervenzellen im Gehirn, entsteht beim Raucher ein angenehmes Gefühl von Beruhigung und Entspannung.
Durch die Beschlagnahmung dieser Rezeptoren im Gehirn, werden andere Stoffe daran gehindert ebenfalls im Gehirn anzudocken. Grund dafür ist, dass das Nikotin die Rezeptoren blockiert, die von 50 anderen, lebenswichtigen Proteinen genutzt werden. Das hat schwere Folgen für den Neurotransmitterhaushalt, das Immunsystem sowie viele Körperfunktionen, da die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen so entscheidend gestört wird. Übrigens sogenannte natürliche Nichtraucher Kapseln blockieren diese Rezeptoren im Gehirn und sorgen dafür, dass das Nikotin sich nicht andocken kann. Das hilft erheblich bei der Nikotinentwöhnung.
Nikotin: Wirkung von Zigaretten auf das Belohnungszentrum
Außerdem wirkt das Nikotin auf den Nucleus accumbens stimulierend und sorgt dort für die Freisetzung von Catecholamin. Überlebenswichtige Vorgänge wie z.B. Sex oder die Aufnahme von Nahrung stimuliert ebenfalls diesen Teil des Gehirns, um die Wiederholung dieser lebenswichtigen Aktionen zu sichern. Der Nucleus accumbens ist deswegen auch als Belohnungszentrum bekannt. Das Nikotin wird dabei fälschlicherweise vom Gehirn ebenfalls als überlebensnotwendig eingestuft.
Mythos: Nikotin und mehr Konzentration
Ein vermeintlich positiver Effekt des Rauchens ist nach Meinung vieler Raucher, eine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit. Experten sind sich jedoch einig, dass die Konzentrationsfähigkeit lediglich durch die Gewohnheit des Rauchens entsteht. Das bedeutet konkret, dass durch das Sinken des Nikotinspiegels im Blut, eine Art „Mangel“ entsteht, was die betroffene Person unruhig macht. Nachdem dieser „Mangel“ beseitigt wurde, kehrt auch wieder die Konzentrationsfähigkeit zurück.
Dieses Phänomen kann man zusammenfassen in: „Der Raucher fühlt sich mit Zigarette genauso, wie sich ein Nichtraucher ohne Zigarette fühlt.“
Zu viel Nikotin: Ist Nikotin krebserregend?
Die Frage, ob Nikotin krebserregend ist, lässt sich leider nicht so schnell beantworten.
Grundsätzlich geht es darum zu klären, ob reines Nikotin, also ohne die anderen Zusatzstoffe einer Zigarette der Auslöser für Krebs sein kann. In der Forschung wird ein Zusammenhang zwischen Nikotin und dem Wachstum eines Tumors vermutet, da das Nikotin die Zellvermehrung fördert. Das soll vor allem bei Krebszellen, speziell Lungenkarzinomzellen der Fall sein. Außerdem soll Nikotin die Zellen widerstandsfähiger gegen eine Chemotherapie machen, da die Abbauprodukte des Nikotins im Stoffwechsel den „programmierten Zelltod“ verhindern. Das Wachstum der Krebszellen wird also durch das Nikotin gefördert. Forschungen konnten dieses jedoch nur bei bestimmen Zellarten feststellen.
Allgemein lässt sich sagen, dass auf die Frage, ob reines Nikotin wirklich krebserregend ist, noch keine Antwort gefunden werden konnte. Für den Menschen gibt es schlichtweg nicht genug Daten, um einen allgemeingültigen Entschluss fassen zu können.
2009 wurde an krebskranken Mäusen beobachtet, dass durch das Nikotin Tumore und Metastasen schneller wuchsen, als bei der Vergleichsgruppe ohne Nikotin. Allerdings lag die Tagesdosis dabei drei bis fünf Mal so hoch, wie beim Menschen. Bei Mäusen mit der tatsächlichen täglichen Nikotindosis eines Nikotinpflasters, erkrankten die Mäuse nicht.
Nikotin Nebenwirkungen und Symptome: Zu viele Zigaretten geraucht?
Wer zu viel raucht, merkt schnell, was das Nikotin mit dem Körper macht. Die nachfolgenden Nebenwirkung treten auch bei „angemessenem“ Konsum von Zigaretten auf. Wer allerdings zu viel raucht, riskiert eine Überdosis mit den damit verbundenen Nikotin Nebenwirkungen.
Stoffwechsel, Adrenalin, Blutdruck: Auswirkungen des Nikotins
Nikotin hat einen großen Einfluss auf den Stoffwechsel. Dieser wird beschleunigt, da die Verdauung durch erhöhte Magensaftproduktion uns stärkere Darmtätigkeit angekurbelt wird. Auch Fette und Blutzucker werden durch den Einfluss des Nikotins im Körper schneller abgebaut. Die Folge: Raucher müssen öfters auf die Toilette.
Des Weiteren wird auch die Frequenz der Atmung und die Schmerzempfindlichkeit erhöht. Neben der Freisetzung von Adrenalin, was die Herzfrequenz steigert, verengt Nikotin zusätzlich die Blutgefäße, was zu irreparablen Schäden führen kann. Eine weitere Nebenwirkung von Nikotin ist, dass der Blutdruck und die Blutgerinnung gesteigert wird, was Thrombose (Verstopfung der Blutgefäße durch Blutgerinnsel) verursachen kann.
Gelbe Finger und Zähne: – Eine weitere Nikotin Nebenwirkung?
Gelbe Finger und Zähne sind keine Nebenwirkung von Nikotin: Die Wirkung des Nikotins beschränkt sich auf die oben genannten Punkte. Die gelben Flecken, die bei Rauchern des Öfteren vorkommen, sind daher nicht auf die Wirkung des Nikotins, sondern auf den Teer, welcher in den Zigaretten enthalten ist, zurückzuführen.
Nikotin als Genussmittel: Tödlich schöner Genuss
Nikotin wird heutzutage zu zwei Dingen genutzt: Insektenschutz und als Genussmittel. Das passt zwar nicht gut zusammen, ist aber Fakt. Im nachfolgenden soll es jedoch um das Nikotin in Zigaretten gehen.
Nikotin in Zigaretten: Was steckt da noch so drin und warum?
Neben dem Nikotin und dem eigentlichen Tabak werden heutzutage auch noch über 600 bekannte Zusatzstoffe der Zigarette beigemischt.
Diese Zusätze haben meist eine von drei Aufgaben:
- Sie dienen als Konservierungsstoff
- Sie dienen als Feuchtigkeitsmittel
- Sie sollen die Raucherfahrung verbessern
Der bekannteste Zusatz ist wohl das Menthol. Es sind aber auch natürliche Stoffe wie Kakao, Milchsäure oder Lakritze in Zigaretten zu finden. Kakao hat grundsätzlich die gute Eigenschaft, dass Atemwege erweitert werden. In Kombination mit Zigaretten bedeutet das aber, dass durch die gedehnten Luftwege, der Zigarettenrauch tiefer eingeatmet werden kann, was die Lunge nachweislich stärker schädigt.
Bei der Verbesserung des Raucherlebnisses werden meist Zuckerarten beigemischt. Diese gilt als häufigster Zusatz, da durch das Ausnutzen eines bio-chemischen Vorgangs im Gehirn, das Raucherlebnis insgesamt intensiver gemacht werden soll. Diese Vermutung konnte jedoch noch nicht nachgewiesen werden. Stattdessen ist bekannt, dass beim Verbrennen von Zucker Aldehyde entstehen, welche die menschlichen Schleimhäute angreifen.
Sind diese Zusatzstoffe in der Zigarette schädlich?
Auf die Frage, ob denn nun die beigesetzten Stoffe in einer Zigarette wirklich schädlich sind, lässt sich nicht so leicht beantworten. Sicher ist derzeit, dass das Problem nicht unbedingt die beigemischten Stoffe sind. Problematisch sind eher deren Wechselwirkungen mit anderen Substanzen des Tabaks. Vor allem Blei, Formaldehyd, Arsen und Cadmium sind krebsfördernde Stoffe, die durch Zusatzsubstanzen weiter verstärkt werden können.
Light Marken und Menthol Zigaretten sind noch schädlicher
Raucher von Menthol oder Light Zigaretten sind nicht selten der Meinung, dass diese Zigaretten für den Körper besser sind. Beim Zusatzstoff Menthol kommt dieser trügerische Schluss daher, dass sich der Rauch von Menthol Zigaretten kühler anfühlt und das Kratzgefühl beim Einatmen so vermindert wird. Das führt jedoch nur dazu, dass der Rauch tiefer eingeatmet wird und so mehr Schäden in der Lunge verursacht.
Auch bei Light Zigaretten herrscht ein Irrglauben. Es ist zwar Fakt, dass Light Zigaretten weniger Nikotin beinhalten, allerdings ziehen Raucher aus diesem Grund – meist unbewusst – stärker und länger an diesen. Der damit erhoffte Effekt, weniger Nikotin zu sich zu nehmen, wird damit nicht erreicht.
Nikotinsucht: Sind Tabakzusatzstoffe suchtverstärkend?
Der Zusammenhang von Nikotinsucht und den Zusatzstoffen in Zigaretten ist ebenfalls ein heiß diskutiertes Thema. Wir wissen, dass Zusätze die Aufnahme des Nikotingehalts des Tabaks vereinfachen und sogar erhöhen können. Das passiert zum Beispiel dadurch, dass die Rauchpartikelgröße beeinflusst wird. Dadurch kann der menschliche Organismus dazu gebracht werden stärker auf das Raucherlebnis zu reagieren. Bei Verbesserung des Raucherlebnisses sowie der Verminderung der negativen Erfahrungen beim Rauchen, kann zwar keine direkte Sucht entstehen, allerdings kann diese dadurch wesentlich gefördert werden.
Körperliche Abhängigkeit: Macht Nikotin süchtig?
Die Hauptursache der Nikotinsucht ist, dass das Nikotin nur 10 Sekunden benötigt, um seine Wirkung im Gehirn zu entfalten. Aus diesem Grund besteht ein hohes Risiko für eine körperliche Abhängigkeit von Nikotin. Forschungen zeigten, dass Raucher bereits nach 100 gerauchten Zigaretten Entzugserscheinungen spüren. Nikotin führt dabei bei ca. 60% der Raucher zu einer Abhängigkeit.
Um sich mit dem Suchtfaktor von Nikotin zu befassen, müssen wir uns zuerst den Abbau von Nikotin im menschlichen Körper ansehen.
Abbau von Nikotin: Das passiert in deinem Körper
In nur vier Stunden wird das reine Nikotin über die Leber abgebaut. Anschließend werden die Abfallstoffe des Nikotins über die Blase ausgeschieden. Da Nikotin ein Gift ist, werden dabei vor allem die Entgiftungsorgane beansprucht. Währenddessen verlangt das Gehirn jedoch nach weiterem Nervengift, da sich dieses bereits an das „gute Gefühl“, welches das Nikotin auslöst, gewöhnt hat. Sollte dieser Nachschub nicht erfolgen, sind Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, innere Unruhe oder Unkonzentriertheit die Folge.
Das Nikotin ist nebenbei maximal drei Tage nach Rauchen der letzten Zigarette im Körper. Danach ist der körperliche Entzug einer Nikotinabhängigkeit bereits überstanden.
Nikotinsucht Ursachen: Warum macht Nikotin süchtig?
Obwohl es Studien gibt, die belegen, dass ein Raucher durchschnittlich ca. 400 Mal am Tag an einer Zigarette zieht, um seinen täglichen „Nikotinbedarf“ zu decken, sind neuste Forschungen der Meinung, dass es eine Nikotinabhängigkeit im eigentlichen Sinne gar nicht gibt. Vor allem Toxikologe Prof. Bernd Mayer und der schwedische Forscher Dr. Karl Fagerström sind dieser Ansicht. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass das Deutsche Krebsforschungszentrum diese Meinung nicht unterstützt.
Es ist allerdings Fakt, dass Nikotin eine Sucht nach erhöhtem Tabakkonsum unterstützt, da es unterschwellig dazu beiträgt, dass das Verlangen nach Tabak im Gehirn verstärk wird. Daraus resultiert ein erhöhtes Suchtpotential, welches jedoch eher unterbewusst und vor allem verhaltensbedingt ist. Dieses Suchtpotential ist dabei weniger dem Verlangen nach Nikotin geschuldet, sondern mitunter dessen Wirkung im menschlichen Gehirn, genauer der Stimulation des Nucleus accumbens („Belohnungszentrum“). Auch der bereits erwähnte Fakt der schnellen Aufnahme von Nikotin im Gehirn ist eine Ursache, warum Nikotin süchtig macht.
Nikotinabhängigkeit: Vergleich mit Heroin und Kokain
Möchte man Nikotin mit anderen Drogen vergleichen, muss man feststellen, dass Nikotin in Form von Tabakerzeugnissen ein hohes Suchtpotential hat. Auf der Liste der gefährlichsten Drogen, welche anhand der körperlichen Schädigung, des Abhängigkeitspotentials und der Folgen für das soziale Umfeld des Konsumenten aufgestellt wurde, ist Nikotin insgesamt auf Platz 9. Es ist zwar damit hinter Heroin und Kokain, trotzdem sollte die Gefahr von Nikotin nicht unterschätzt werden.
Quellen:
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